FRASSGIFT GEGEN SCHWAMMSPINNER-RAUPEN AUSGEFLOGEN

Der Hubschrauber brachte über 38 Hektar Wald das Pflanzenschutzmittel aus. Dabei musste ein Schutzraum von 25 Meter zur Wohnbebauung eingehalten werden, in dem das Mittel nicht versprüht werden durfte. In Liebschwitz sind sich Wald und Wohnbebauung an vielen Stellen sehr nah. (Bild: Catrin Heinrich, Stadtverwaltung)

„Seit 1997 bin ich Forstamtsleiter. Noch nie war der Einsatz eines Pflanzenschutzmittels nötig — aber jetzt, sonst stirbt der Wald“, sagte Karsten Schröder am 6. Mai 2020 in Liebschwitz. Der Leiter des Forstamtes Weida erklärte Medienvertretern, warum Thüringenforst an diesem Tag das Pflanzenschutzmittel Mimic auf rund 38 Hektar Wald nahe Liebschwitz „ausfliegen“ ließ. „Weite Teile des Waldes sind vom Tode bedroht“, so Schröder weiter. Die Trockenheit der letzten Jahre und die Millionen von Schwammspinnerraupen seien für den Wald von höchster Gefahr. Würden jetzt die Schwammspinnerraupen nicht gestoppt, blieben Waldsterben und damit gravierende Folgen für die Menschen nicht aus. Totholz berge Gefahren durch Abbruchholz in der Nähe von Wohnhäusern und es lasse sich extrem schwer beseitigen, erst recht an den steilen Hängen. Außerdem sei die Hangsicherheit nicht mehr gewährleistet, wenn die Bäume nicht die Erosion aufhielten.

Antje Hellmann, Pressesprecherin des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft, äußerte ihre Zuversicht, durch diese Mimic-Behandlung den Schutz des Waldes zu gewährleisten.

Charline Köhler, persönliche Referentin und Bereichsleiterin des Geraer Oberbürgermeisters, ergänzte: „Leider hat die Absammelaktion mit der Bevölkerung nicht ausgereicht. Dabei danke ich dem Freistaat und Thüringenforst sowie der Bevölkerung in Liebschwitz mit dem Ortsteilrat für unser gemeinsames Untersuchen, Abwägen und transparentes Vorgehen. Wir möchten die gemeinsame Kommunikation fortsetzen und die Bevölkerung mit ihren Anliegen und Anregungen eng einbinden.“

Konrad Nickschick, Leiter des Umweltamtes der Stadtverwaltung, griff die Worte von Karsten Schröder auf: „Auch wenn nicht alle Menschen diese Auffassung teilen, halten auch wir nach reiflichem Abwägen und Untersuchen den Mimic-Einsatz für die letzte und sinnvollste Möglichkeit zur Waldrettung“. Er kündigte an, in den nächsten Wochen mit Industriestaubsaugern und personeller Unterstützung in Liebschwitz die Bevölkerung zu unterstützen. Er und zahlreiche Fachleute gehen davon aus, dass es vor allem aus dem 25 Meter breiten Streifen ab Wohnhäusern in den Wald viele überlebende Raupen gibt, weil dort Mimic nicht ausgebracht werden kann. Die Stadt Gera hatte dafür eine Ausnahmegenehmigung beantragt, die von der zuständigen Bundesbehörde abgelehnt wurde. Dies betrifft aufgrund ihrer Größe und Abstände zwischen Wald und Wohnen auch Gebiete in Naulitz, Collis, Thränitz, Kaimberg, Zwötzen, Lietzsch und Taubenpreskeln.

Über die nächsten Wochen kontrolliert Thüringenforst den Effekt der Wald-Behandlung. Schon heute wurden im Wald Petrischalen verteilt, die nach einigen Tagen wieder eingesammelt werden. Die darin vorgefundenen Insekten werden erfasst, um zu sehen, auf welche Arten das Mittel gewirkt hat und auch, welche Nützlinge geschädigt sind. Im Spätsommer werden über Lockstofffallen Schmetterlingsanzahlen erfasst. All diese Messungen führen zu Rückschlüssen zum Agieren 2020 und zu Prognosen für 2021.

Wie Thüringenforst informiert, ist Mimic ein reines Fraßgift, das auf sich häutende Schmetterlingsraupen wirkt. Seit Jahren kommt es im Obst- und Weinbau zum Einsatz. Bayern behandelt zurzeit rund 3000 Hektar Eichenbestände gegen Kahlfraß damit.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

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