FRIEDEN SCHAFFEN — MIT ODER OHNE WAFFEN?

Ein wenig Verwunderung herrschte am Samstag auf dem Johannisplatz. Der Frieden ist zwar derzeit ein großen Thema, weil er ist bedroht wie seit langer Zeit nicht, doch nur wenige Menschen waren bereit, für ihn ein Zeichen zu setzen. Die Ostermeile für Frieden und Abrüstung blieb deshalb recht leer; die junge Generation fehlte gänzlich. Vielleicht lag das an den fehlenden Hinweisen in den sozialen Netzwerken, vielleicht auch an der ungünstigen Uhrzeit. Die klar formulierte Botschaft hätte jedenfalls genügend Anhänger finden können.

„Noch mehr Rüstung noch mehr Waffen werden keinen Frieden schaffen!”

Ausschlaggebender war wohl eher, wer welche Grundsätze vertritt. Frieden schaffen ohne Waffen — davon hat sich die Gesellschaft der Wohlmeinenden größtenteils distanziert, weil derartige Losungen doch eher auf Seite derer zu finden sind, mit denen man nichts zu tun haben möchte. Wer heute im Strom der guten Meinungen mitschwimmen möchte, sieht es ähnlich wie Robert Habeck, der in seiner Osteransprache die Waffenlieferungen an die Ukraine mit der Begründung rechtfertigte, der Frieden sei bedroht.

Was die gegenwärtigen Kriege anbetrifft, haben sich viele der früheren Pazifisten nicht schnell genug positioniert. Deshalb entsteht derzeit der Eindruck einer Umkehr der Überzeugungen. Wer Frieden ohne Waffen will, geht nun eher zu den Montagsdemonstrationen. Sagt jemand das gleiche außerhalb dieses Kreises, wirkt das auf Menschen, denen es wichtig ist, der Mehrheitsgesellschaft anzugehören, befremdlich, wie aus der Zeit gefallen. Auch der Pontifex maximus wurde ungläubig angeschaut, als er am Ostersonntag in Rom verkündete:

„Frieden wird niemals mit Waffen geschaffen, sondern in dem man die Hände ausstreckt und die Herzen öffnet.”

Der öffentliche Meinungsstrom kommt vorwiegend durch jene zustande, deren Überzeugungen sich aus dem Bedürfnis nach Anerkennung ergeben. Oftmals handelt es sich um existenzielle Notwendigkeiten oder die Hoffnung auf eine höhere Position. Auch der Musiker Sebastian Krumbiegel musste seine pazifistische Grundüberzeugung überdenken und hat sich inzwischen dem neuen Meinungsstrom angepasst. Am Ostermontag brachte er im Deutschlandfunk Pazifismus mit Feigheit in Verbindung.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*