ZUNEHMENDER WOHNRAUMBEDARF IN DEUTSCHLAND

Ein chronischer Wohnraummangel, steigende Mietpreise und sinkende Baustandards zeichnen sich ab. Trendforscher prognostizieren neue Formen des Zusammenlebens.

Während die Bevölkerungszahl in Deutschland immer weiter wächst, geht der Wohnungsbau deutlich zurück. Somit wird es künftig immer schwieriger werden, den Wohnraumbedarf zu decken. Das Statistische Bundesamt meldet unterdessen erneut einen Rückgang der Baugenehmigungen.

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/04/PD24_156_3111.html

Die nachlassende Bautätigkeit ist auf gestiegene Zinsen, hohe Baustoffpreise, fehlende Fachkräfte und makroökonomische Unsicherheiten zurückzuführen. Erschwerend sind auch die Bauvorschriften. Für Deutschland zeichnet sich ein chronischer Wohnraummangel ab, der erhebliche Mietpreissteigerungen nach sich ziehen könnte.

Deutschland erlebt seit einigen Jahren eine verstärkte Zuwanderung. Nach ersten vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes gab es im Jahr 2023 in Deutschland einen Wanderungsüberschuss von rund 652’000 Personen. Das im Koalitionsvertrag zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP vereinbarte Ziel, der Bau von 400’000 Wohnungen pro Jahr, wird nicht erreicht. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. warnt vor einem weiteren Rückgang der Baugenehmigungen.

  • Ziel der Bundesregierung: 400’000 Wohneinheiten pro Jahr
  • Situation im Jahr 2023: 260’000 genehmigte Wohneinheiten
  • Bedarf in Deutschland im April 2024: mehr als 800’000 Wohneinheiten
  • Prognose des Forschungsnetzwerks Euroconstruct für 2026: 175’000 fertiggestellte Wohneinheiten

Eine besondere Herausforderung ist die Unterbringung von Asylbewerbern. Für das Gesamtjahr 2024 werden 284’000 Anträge erwartet. Weil die Landkreise und kreisfreien Städte entsprechend einer bestimmten Quote zur Aufnahme von Asylbewerbern verpflichtet sind, verbindet sich damit auch eine Pflicht zur Versorgung mit Wohnraum.

Weil das Bauen in Deutschland wegen der hohen Standards vergleichsweise teuer ist, gibt es in den Ministerien derzeit Überlegungen, die gesetzlichen Anforderungen zu verringern. Immer stärker geraten auch Ferienwohnungen ins Visier der Behörden. Schätzungen zufolge haben fast 80 % der Ferienwohnungen in Deutschland keine baurechtliche Genehmigung. Zwar sind sie in der Regel angemeldet, doch bei fehlender Bauerlaubnis kann ein Nutzungsverbot verhängt werden. Immer mehr Behörden prüfen nun, ob in der Bauplanungsphase ein Wohnhaus oder ein Ferienhaus beantragt wurde. Wer sein Gebäude anders nutzt, als in der in der Bauerlaubnis schriftlich vermerkt ist, muss mit einer Nutzungsuntersagung rechnen.

Trendforscher prognostizieren indessen wegen der zunehmenden Immobilien- und Mietpreise neue Formen des Zusammenlebens, wie etwa Wohngemeinschaften mit individuellen Schlafzimmern und Gemeinschaftsräumen. Versehen mit einem Belegungsplan würden letztere zu bestimmten Tageszeiten von Außenstehenden auch anderweitig genutzt werden können, etwa für Vorträge.

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