Das Museum für Naturkunde widmet seine neue Sonderausstellung „Giganten der letzten Eiszeit. Von Höhlenhyänen und Wollhaarnashörnern“ zwei spektakulären Tierarten der letzten Eiszeit: der Höhlenhyäne (Crocuta crocuta spelaea) und dem Wollhaarnashorn (Coelodonta antiquitatis).
Hintergrund sind gleich zwei Jubiläen. Vor 150 Jahren, im Jahre 1874, stieß man bei umfangreichen Erdarbeiten im heutigen Geraer Stadtteil Pforten auf eine Spaltenhöhle, in der sich eine große Zahl Knochen und Zähne verschiedener eiszeitlicher Tiere befanden. Durch die Nähe zur damaligen Gastwirtschaft „Lindenthal“ und durch die relative Häufigkeit der in der Höhle geborgenen Fossilien von Höhlenhyänen wurde sie als „Lindenthaler Hyänenhöhle“ bezeichnet. Die Höhle diente während der Weichsel-Kaltzeit regelmäßig über Jahrtausende Höhlenhyänen als Unterschlupf, so zum Beispiel zum ungestörten Zerlegen von Nahrung und während der Jungenaufzucht.
Die neue Sonderausstellung präsentiert zahlreiche originale Fossilien verschiedener eiszeitlicher Tierarten aus der Lindenthaler Hyänenhöhle, insbesondere von der Höhlenhyäne selbst. Sie bietet umfangreiche Informationen über die Entdeckung der Höhle, zur Bergung der Fossilien oder zur Lebensweise der Höhlenhyäne. Darüber hinaus werden auch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse, wie eine genaue Altersdatierung der Fossilien oder die Gewinnung von Erbgut (DNS) aus Zähnen der Höhlenhyäne, präsentiert, die durch moderne Methoden gewonnen wurden.
Im Jahre 1904, vor 120 Jahren, wurde im Norden von Pohlitz bei Bad Köstritz ein relativ vollständiges Skelett eines Wollhaarnashorns (Coelodonta antiquitatis) gefunden. Dieses ist ein sogenanntes artikuliertes Skelett, da es zu einem Individuum gehört und nicht aus einzelnen Knochen unterschiedlicher Tiere zusammengesetzt wurde. Nur drei artikulierte Skelette dieser Tierart wurden bisher in ganz Deutschland gefunden: bereits vor 1893 in Mühldorf am Inn bzw. Kraiburg am Inn/Oberbayern, 1904 in Pohlitz/Bad Köstritz und 1980 bei Petershagen/Nordrhein-Westfalen.
Das Mühldorfer bzw. Kraiburger Wollhaarnashorn-Skelett wurde im Verlauf des Zweiten Weltkriegs zerstört. Somit ist das Pohlitzer Wollhaarnashorn-Skelett eines von nur zwei noch existierenden artikulierten Skeletten dieser Tierart, die in Deutschland geborgen wurden. Es ist vollständiger als das Petershagener Exemplar und damit das vollständigste artikulierte Wollhaarnashorn-Skelett Deutschlands.
Die Ausstellung präsentiert neben originalen Teilen des Skeletts eine Fülle an Informationen zu den Fundumständen, zur exakten Fundstelle, zur Geschichte des Skeletts und zu den Skelettrekonstruktionen, sowie zur allgemeinen Lebensweise von Wollhaarnashörnern. Neben einer Auswahl von Originalknochen erwartet die Besucher und Besucherinnen eine beeindruckende Lebendrekonstruktion eines Wollhaarnashorns in Originalgröße, die eigens in Rotterdam/Niederlande angefertigt wurde.
QUELLE: STADTVERWALTUNG
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